Metamorphose

Wie ein alter knorriger Baum stehe ich,
in der Wüste meiner Zweifel,
in der Öde meiner Einsamkeit,
stumm, bewegungslos verharrend,
recke ich meine Äste
nach dem weiten Himmel hin,
und kann ihn doch nicht erreichen,
strecke meine Wurzeln aus
nach den süßen Wassern,
und kann sie doch nicht trinken,
was mich nährt ist Hoffnungslosigkeit.

In einer dunklen Nacht
verirrt sich ein kleiner Vogel,
und ruht in meinen Ästen,
er ist mir willkommen,
in meiner Einsamkeit
entsteht nun Zweisamkeit,
der Vogel singt ein kleines Lied,
und pickt an meinen Zweifeln,
wie ein lauer warmer Wind,
weht es durch meine Zweige,
doch noch immer bin ich stumm,
und ohne jeden Laut.

Dem Vogel scheint es zu behagen,
in meiner Einsamkeit,
entsteht Sinnlichkeit,
und wie die Zeit verrinnt,
da lern ich Laute formen,
die ich noch nicht gekannt,
der Himmel, den ich hart versucht,
kommt auf mich nieder, ohne Tun,
und tief in mir da springt ein Quell,
mit Wassern, süß wie ich sie nie geahnt,
dieser Vogel bracht mir Leben,
und meine Wüste ist nicht mehr.

hp ´86